Mir fiel ein Stein vom Herzen

 

Als ich mich von meinem Freund getrennt hatte, musste ich unbedingt etwas in meiner Wohnung verändern. Alles erinnerte mich an ihn und dieser Umstand machte mich nicht gerade glücklich. Zugegeben, handwerkliche Begabung fehlte mir irgendwie, als Frau hatte ich andere Qualitäten und die Renovierungsarbeiten hatten bis dato immer mein Freund oder mein Vater ausgeführt. Aber diesmal wollte ich es alleine schaffen.

Die Rollos mussten unbedingt weg.

Als erstes musste ich die Rollos im Schlafzimmer entsorgen, denn die hatte mir mein Freund zum Valentinstag geschenkt. Ich schaute im Internet nach Plissees mit Motiven und wurde auch schnell fündig. Im Onlineshop fand ich dazu noch ein paar nette Dinge für die Wohnung und bestellte mir auch neue Bettwäsche und neue Sofakissen, da alles noch nach ihm roch. Ich musste fast zwei Wochen auf mein Paket warten aber dann war es endlich da. Ich plante eine große Umräum- und Veränderungsaktion für das kommende Wochenende.

Bitte keine Bohrmaschine.

Als ich die Rollos von den Fenstern entfernte fiel mir auf, dass die Träger am Fensterrahmen verschraubt waren und mir wurde heiß. Ich hatte in meinem Leben noch nie eine Bohrmaschine angefasst und hatte es eigentlich auch nicht vor. Ich holte den Karton mit den Plissees hervor und war erleichtert, denn schon auf der Bedienungsanleitung stand in großen Lettern "Plissees ohne Bohren". Ich konnte also die Bohrmaschine getrost dort lassen wo sie war, bei meinen Eltern im Keller.

Schweißtreibend aber effektvoll.

Zuerst begann ich damit, die komplette Wohnung von allen Dingen zu befreien, die mich an meinen Freund erinnerten. Seine Geschenke, seine restlichen Kleider und auch seine Videosammlung packte ich in einen großen Karton und trug alles in den Keller. Ich fühlte mich schon viel leichter und konnte endlich mit der Verschönerung meines Zuhauses loslegen. Nachdem ich bei einer guten Tasse Kaffee die Anleitung meines neuen Fensterschmucks studiert hatte, fühlte ich mich in der Lage, diese ohne weitere Probleme zu montieren. Tatsächlich, es klappte reibungslos und schon bald erstrahlten alle Räume in neuem Glanz.

Der neue Nachbar als Zugabe.

Da ich auch eine Menge neuer Bilder gekauft hatte, hämmerte und dekorierte ich ohne auf die Zeit zu achten. Es war kurz nach elf am Abend, als es an meiner Tür Sturm klingelte. Mein neuer Nachbar stand davor, eigentlich um sich über den Lärm zu beschweren. Als ich ihm zerknirscht den Grund meiner Renovierung erklärte, hatte er aber Verständnis und bat mir sogar an, mich ein wenig zu unterstützen. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich bat ihn natürlich herein. Mit gemeinsamer Kraft schafften wir Platz für alle Bilder und tranken anschließend noch ein Glas Wein zusammen.

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